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Routing-Protokolle – OSPF, BGP, RIP

Routing-Protokolle sorgen dafĂŒr, dass Router automatisch Wege (Routen) zu anderen Netzen lernen und sich gegenseitig austauschen.
Sie ersetzen manuelle statische Routen und ermöglichen dynamische, fehlertolerante Netzwerke.

Es gibt drei wichtige Routingprotokolle:

  • RIP – einfach, Ă€lter
  • OSPF – modern, schnell, weit verbreitet
  • BGP – das „Internet-Protokoll“, extrem skalierbar

Routing = Layer 3 (IP).

Warum Routing-Protokolle?

  • automatische Routen
  • Ausfallsicherheit
  • Lastverteilung
  • schnellere Erkennung von NetzĂ€nderungen
  • notwendig in mittleren bis großen Netzwerken

1. RIP – Routing Information Protocol

RIP ist das Àlteste dynamische Routing-Protokoll.

Merkmale

  • Distanzvektor-Protokoll
  • Metrik = Hop Count
  • max. 15 Hops → sehr begrenzte GrĂ¶ĂŸe
  • sehr einfache Konfiguration
  • Updates alle 30 Sekunden
  • heute kaum noch sinnvoll, außer im Unterricht

Funktionsweise

Router senden ihre Routingtabellen regelmĂ€ĂŸig an Nachbarn.

ASCII:


 Router A → Router B → Router C
 Hop Count steigt: 1, 2, 3 



Nachteile

  • langsam
  • Schleifen möglich
  • geringe Skalierbarkeit
  • veraltet

Ports

  • UDP 520

Fazit

  • nur fĂŒr sehr kleine Netze
  • gut fĂŒr Lehre & GrundverstĂ€ndnis
  • in Produktion: nicht mehr empfohlen

2. OSPF – Open Shortest Path First

OSPF ist das am hÀufigsten eingesetzte Interior Gateway Protocol (IGP).

Merkmale

  • Link-State-Protokoll
  • berechnet Routen per Dijkstra-Algorithmus
  • schnelle Konvergenz
  • große Netzwerke geeignet
  • hierarchisch: Areas

OSPF Netzwerkaufbau

ASCII:


         Area 0 (Backbone)
       /         |         \
 Area 10     Area 20      Area 30


Metrik

  • OSPF nutzt „Cost“ (Kosten)
  • basiert oft auf Bandbreite (je höher, desto besser)

OSPF-Nachrichtentypen (WICHTIG!)

  • Hello – Finden von Nachbarn
  • DBD – Database Description
  • LSR – Link State Request
  • LSU – Link State Update
  • LSAck – BestĂ€tigung

PrĂŒfungsrelevant (IHK!): → OSPF Hello-Pakete zur Nachbarschaftsbildung.

OSPF-Pakete

LĂ€uft direkt ĂŒber IP:

  • Protocol Number: 89

Vorteile

  • extrem schnell
  • stabil
  • sicher (MD5/SHA Gebiet)
  • große Netze
  • IPv4 & IPv6 (OSPFv3)

Nachteile

  • komplexer als RIP
  • erfordert gutes Design

3. BGP – Border Gateway Protocol

Das Internet funktioniert wegen BGP.
Jeder Provider, jedes große Netzwerk, jedes Rechenzentrum benutzt es.

BGP ist ein Path-Vector-Protokoll und funktioniert völlig anders als RIP/OSPF.

Merkmale

  • verbindet verschiedene autonome Systeme (AS)
  • extrem skalierbar
  • stabil
  • langsame Konvergenz (gewollt)
  • Grundlage von Internet-Routing
  • kann auch intern genutzt werden (iBGP)

BGP Aufbau

ASCII:


 [AS100] ←→ [AS200] ←→ [AS300] ←→ Internet


Jeder Betreiber hat eine AS-Nummer.

BGP Metriken (Attributes)

Wichtige Attribute:

  • ASPATH → wichtigste Metrik * NEXTHOP
  • LOCAL_PREF
  • MED
  • Communities

Ports

  • TCP 179

Vorteile

  • sehr robuste Skalierung
  • Kontrolle ĂŒber Routingentscheidungen
  • Grundlage fĂŒr alles, was „Internet“ heißt

Nachteile

  • sehr komplex
  • Config-Fehler sehr gefĂ€hrlich
  • kann ganze LĂ€nder offline nehmen (und hat es bereits!)

Wo BGP noch genutzt wird

  • Cloud (AWS, Azure, GCP)
  • Rechenzentren
  • große Unternehmen
  • MPLS
  • SD-WAN

Vergleichstabelle

Protokoll Typ Metrik Skalierbarkeit Geschwindigkeit Einsatz
———–————–—————-—————————
RIP Distanzvektor Hop Count sehr gering langsam kleine Netze / Unterricht
OSPF Link-State Cost (Bandbreite) hoch sehr schnell Unternehmensnetze
BGP Path-Vector AS_PATH extrem hoch langsam Internet / Provider

4. Innen- vs Außenrouting (IGP vs EGP)

IGP (Interior Gateway Protocol):

  • innerhalb eines Unternehmensnetzes
    * Beispiele: RIP, OSPF, IS-IS

EGP (Exterior Gateway Protocol):

  • zwischen autonomen Systemen
    * praktisch: nur BGP

ASCII:

[IGP: OSPF] ←→ [EGP: BGP] ←→ [IGP: OSPF]

5. Wie Routing-Protokolle zusammenarbeiten

Typischer Unternehmensaufbau:

OSPF intern
   +
BGP an der Kante zum Provider

Routing-Vorteile:

  • interne Optimierung
    * externe Redundanz
    * Lastverteilung ĂŒber mehrere Internet-Uplinks

—

Zusammenfassung

  • Routing-Protokolle verteilen Netzwege automatisch
    • RIP ist alt und einfach → Lehre
      * OSPF ist Standard im Unternehmen → schnell & skalierbar
      * BGP ist das Internet-Routing-Protokoll → extrem mĂ€chtig
      * IGP vs EGP → interne vs externe Routen
      * OSPF Hello-Pakete & Areas sind PrĂŒfungsstoff
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